Schuberts Oderbruch Landpension
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Die Geschichte
Das Oderbruch vor der Urbarmachung
Das Tal der Oder zwischen den Ortschaften Reitwein und Hohensaaten stellt sich als ein langgestrecktes Becken dar, das ringsum von Höhenzügen begrenzt wird. Das Oderbruch war einst eine wüste Sumpflandschaft voll Buschwerk und Gestrüpp, durchschnitten von einer unzähligen Menge größerer und kleinerer Arme des Stromes. Über den Namen Oder sei erwähnt, dass der Strom von den ältesten Schriftstellern, die ihn erwähnen, Ptolemäus und Marcian, hiadros, ouiados lateinisch Viadrus genannt wird. Seit dem 5. Jhd. führt er in Urkunden den lateinischen Namen "Odera". Der Name ist verwandt mit dem Sanskrit-Wort "udra",dem griechischen "hydor", dem lateinischen "udor", dem gotischen "vato" und dem slavischen "woda" die alle "Wasser" bedeuten.
Die ältesten geschichtlichen Nachrichten stammen aus der Zeit um Christi Geburt. Der römische Schriftsteller Tacitus berichtete, dass Sueben diese Gegend bewohnten.(Sueben= Umherschweifende) Eine Gründung der Sueben ist der Ort Biritium (Wriezen). Gegen Ende des 2.Jhd. n.Chr. verschwinden sie bereits ganz aus der Geschichte. Um 400 n.Chr., zur Zeit der großen Völkerwanderung, kam in unsere Gegend der wendische Stamm der Wilzen. An den Rändern und hochgelegenen Stellen des Oderbruches legten sie Städte und Dörfer an z.B. Tucheband, Manschnow, Gorgast, Golzow, Gusow, Quilitz (jetzt Hardenberg),Wuschewier, Friedland, Bliesdorf. Hier konnte oft auch etwas Ackerbau betrieben werden. Im nördlichen Teil und im heutigen Mittelbruch gründeten die Wenden die Ortschaften Alt-,Groß-,und Klein-Baaren (Barnim), Lebbin(Lewin), Trebbin, Alt-Wriezen, Meetz (Alt-Mädewitz), Reetz und Wustrow. Sie konnten nicht Ackerbau betreiben und waren auf die Fischerei angewiesen. Am Rande des Niederbruches entstanden die Orte Altlietzegöricke, Zäckerick, (Alt-)Rüdnitz, (Alt-)Küstrinchen, Nieder-Wutzen, Hohen-Wutzen, Hohensaaten, Oderberg, Bralitz, Gabow, (Alt-)Glietzen. Auch Biritium wurde wieder aufgebaut als ein Fischerdorf mit Namen Wriezen, deutsch: "an Bächen liegend." Alle Jahre zweimal wurde das Oderbruch vom Hochwasser durchzogen. Einmal zur Fastenzeit und einmal zu Johanni ("die Johanniflut"). Bei díesen Überschwemmungen glich das Bruch einem gewaltigen See. Bei ungewöhnlich hohen Fluten kam es bisweilen vor, dass man nur mit dem Kahn von Haus zu Haus gelangte und dass selbst die Prediger vom Kahn aus den ebenfalls in ihren Kähnen sitzenden Gemeinden predigen mussten. In solchen Jahren wurden Äcker und Wiesen von den Überschwemmungen versandet, Häuser zerstört oder beschädigt und die Brunnen trübe, so dass es häufig böse Fieberkrankheiten erzeugte an denen Menschen erlegen sind. Für gewöhnlich konnte man also nur mit dem Kahn vorwärts kommen. Im Winter gelang man über dem Eis von einem Ort zum Anderen, doch war die Landschaft durch Gebüsch und Gestrüpp so unwegsam, dass z.B. die Bewohner Alt-Wustrow`s von der Lage des Dorfes Alt-Reetz, welches nur eine halbe Meile Luftlinie entfernt ist, kaum eine Ahnung gehabt haben sollen. Die einzige Straße war die alte Heerstraße von Berlin über Strausberg, Hardenberg nach Seelow, aber auch diese war recht unwegsam und stand den größeren Teil des Jahres unter Wasser. Brücken und Fähren gab es nur im Oberbruch; im Niederbruch wurden diese erst später angelegt.
Der Plan
Im Hohenbruch begann man bereits um 1571 die Wiesen und Acker gegen das Julihochwasser mit sogenannten Sommerdämmen zu schützen.Teils vom weidenden Vieh niedergetreten und teils vom Hochwasser unterspült blieben diese Maßnahmen ohne Erfolg. Friedrich Wilhelm I. erließ 1716 eine Deich- und Uferverordnung, woraus sich im Anschluss der Deichverband gründete. Aber auch die hiernach höher und breiter angelegten Deiche blieben ohne ausreichende Wirkung. Als der Staatsminister von Marschall, dem das Dorf Ranft gehörte den Versuch machte einen Teil seiner Ländereien gegen Überschwemmungen zu sichern und dieser erstmals von Erfolg gekrönt war, entstand bei König Friedrich Wilhelm I. der Plan, seinerseits das gesamte Niederbruch zu entwässern und urbar zu machen. Der Kriegsrat Harlem, ein geborener Holländer in Anhalt-Dessauischen Diensten stehend und ein mit allen Kenntnissen des Wasserbaus ausgerüsteter Mann machte dem König schriftliche Vorschläge zur Entwässerung des Bruches. Der König bereiste während jener großen Wassernot 1736 das Überschwemmungsgebiet und nahm alsdann Harlem in preußische Dienste. Harlem, ein Mann von stattlicher Gestalt, dem bekannt war, dass der König die "langen Kerle" gern als Soldaten sah, ließ sich zuvor vom König versichern, dass man ihn nicht würde in die Potsdamer Garde-Leibwacht stecken und begann alsbald seinen Plan über die Trockenlegung und Kolonisierung des Bruches auszuarbeiten. Dieses Gutachten wies die Ausführbarkeit des Unternehmens, aber auch die Schwierigkeiten und die hohen Kosten nach, so daß sich der König mit seinem vorgerückten Alter entschied diesem großen Werke nicht mehr gewachsen zu sein. Er legte die Entwürfe einstweilen zurück und versah diese mit dem Vermerk: "Für meinen Sohn Friedrich."
Die Trockenlegung
Nach Beendigung des 2. schlesichen Krieges nahm Friederich II. die ihm vom Vater übertragene Aufgabe in Angriff. 1746 wurde die besondere Oderbau-Kommission aus dem Staatsminister Marschall, dem zum geheimen Finanz- und Kriegsrat ernannten Harlem, dem Kammerdirektor Schmettau, dem Obersten Petri und dem bekannten Mathematiker Leonhard Euler ernannt. Schmettau, Harlem und Euler bereisten 1747 das Gebiet stromabwärts mit dem Kahn und nahmen alle nötigen Messungen vor. Aufgrund dieser Aufnahmen wurde der Plan zur Ausführung entworfen: 1. Um das Oderbruch trocken zu legen muss dem Strome ein stärkeres Gefälle gegeben und dadurch dem Wasser ein stärkerer Abfluss geschafft werden; 2. muss das Flußbett mit starken Dämmen eingedeicht und 3. müssen die Binnenwasser weggeschafft werden durch ein verzweigtes Kanalsystem mit vielen Abzugsgräben. Die Arbeiten zu diesem Werke begannen 1747. Die Kosten waren bedeutend und diese trug der König persönlich. Sie beliefen sich bis 1763, wo das Netz der Binnenentwässerung vollendet wurde, auf über 600 000 Taler. Aber der Erfolg entsprach den Kosten. Im Ganzen waren im Hohenbruche 117.000 Morgen und im Niederbruche 108.000 Morgen fruchtbaren Landes gewonnen worden. Von diesem neu gewonnenen Lande ließ sich der König als Entschädigung für seine Unkosten von den anliegenden Grundherren, dem Adel, den Johanniterrittern, der Stadt Wriezen und den Bauernschaften je nach Güte ein Drittel oder die Hälfte abtreten, den verbleibenden Rest mussten die Grundherren selbst mit Kolonisten besetzen. Am 01. März 1753 erteilte der König im Schlosse zu Berlin den erschienenen Vertretern der Güter Anweisungen betreffs der Besiedelung des gewonnenen Landes. "Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert", äußerte der König; die Betriebsamkeit hat sie der Trägkeit und Dummheit abgerungen."
Die Kolonisierung
Nachdem das Niederbruch trocken gelegt worden war, begann man mit dem Bauen der Kolonisten-Häuser und der Ausrodung des Buschwerks um das gewonnene Land nutzbar zu machen. Der König erklärte, dass es sein unabänderlicher Wunsch sei, dass 1252 Familien auf dem entwässerten Land angesiedelt werden.
Der Markgraf Carl versuchte in einer Eingabe dem König den Nachweis zu führen, dass Güstebiese und Zäckerick von dem Kanal erheblichen Schaden nehmen würden, da sie viel Ackerland verlören und von den jenseits gelegenen Feldern abgeschnitten würden. Er befürchtete durch die Entwässerung würde den alten Fischerdörfern Verdienst und Nahrung entzogen.
Diese "Alt-Dörfer" erhielten jedoch nach dem Verhältnis der zu leistenden Abgaben und nach der Beschaffenheit des Bodens verschiedene Anteile des neu gewonnenen Landes. Nun sollten die alten Fischer statt mit Netz und Kahn mit Pflug und Wagen umgehen. Diese unbekannte Beschäftigung und die Ungläubigkeit, dass das Wasser von Ihren Feldern ferngehalten werden konnte führte zur offenen Widersetzlichkeit gegen den König, so dass sie durch Zwang angehalten werden mussten, ihre Ackerlose anzunehmen.
In dem urbar gemachten Bruche wurden zwischen 1753 und 1756 etwa 707 Familien angesiedelt Es entstanden die Ortschaften Neulewin, Neubarnim, Neutrebbin, Neukietz, Thöringswerder, Neuküstrinchen, Neuglietzen, Neukietz, Neulietzegöricke, Neumädewitz, Neureetz, Neurüdnitz, Neutornow und Neuwustrow. Später, unter König Wilhelm II. wurden die Ansiedlungen noch vermehrt und weitere Amtsvorwerke wie Wilhelmsaue, Solikante oder Posedin erbaut.
Die Ansiedler rief der König aus den verschiedensten Gebieten des Reiches zusammen. Sie kamen aus der Pfalz, aus Schwaben, Böhmen, Franken, Westfalen, dem Voigtlande, Mecklenburg, Württemberg, Österreich, Polen und anderen Ländern.
Jeder Einwanderer wurde mit Reisegeld unterstützt und bekam eine Kolonistenstelle geschenkt, seinem Vermögen und der Größe seiner Familie entsprechend. Die einzelnen Wirtschaften waren 90, 60, 45, 20 und 10 Morgen groß. Sämtliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren auf Kosten des Königs erbaut worden. Jeder Einwanderer bekam einen Kolonistenbrief als Nachweis seines Eigentums. Deren genauen Inhalt hielt der Pfarrer Schulze in der Parochie Neulietzegöricke fest. Im Gegenzug verpflichteten sich die Kolonisten zur Unterhaltung der Deiche und Gräben in dem Verhältnis ihrer Morgen-Zahl. Auf je 5 Morgen Land musste eine Rute Damm unterhalten werden. Später wurde diese Verpflichtung in eine Geldabgabe, dem sog. Damm"Ruten"Geld umgewandelt.
Noch vor der Entwässerung betrug die Einwohnerzahl der alten Fischerdörfer nur einige Hundert, nach der Besiedelung wurde die Einwohnerzahl des Niederbruches auf 18.000 Seelen geschätzt, im Jahre 1865 waren es an 24.000 und im Jahre 1905 waren es noch mehr.
"Hätte Friederich der Große, während seiner langen und wohltätigen Regierung auch weiter nichts bewirkt, als die Urbarmachung des Oderbruches, so würde man ihn schon darum unter die größten Wohltäter des Menschengeschlechts zählen müssen. Dies Riesenwerk muss man gesehen haben und genau kennen lernen, um die Größe des Mannes genau zu würdigen." schrieb Christ.Sam. Ulrich 1830 in seiner "Beschreibung der Stadt Wriezen und ihrer Umgegend" auf S. 137.